Warum Bildungspolitik ein liberales Kernanliegen sein muss

Ein Gastbeitrag von  Christoph Martens, Vorsitzendem der Liberalen Schüler Sachsen

Liberale Schüler SachsenLiberale Schüler Sachsen – diese Bezeichnung für uns als Arbeitskreis der JuliA Sachsen mag etwas seltsam anmuten. Wir finden uns regelmäßig zusammen und diskutieren Probleme beziehungsweise Verbesserungsvorschläge am sächsischen Schulsystem aus Sicht der Schüler. Dass wir damit relativ einzigartig sind, beweist die Tatsache, dass es in Deutschland lediglich noch die aktiven Landesverbände der Liberalen Schüler in NRW und Bayern gibt. Und das ist kaum verwunderlich, schließlich wird Bildungspolitik und gerade Schüler-Politik doch sehr von linken Parteien beeinflusst, ja gar vereinnahmt.

Doch gerade hier liegt das Problem: Denn Bildungspolitik ist die Grundlage für eine liberale, sich immer wieder weiter entwickelnde Gesellschaft. Für uns Liberale, egal welchen Alters, steht doch der Einzelne im Mittelpunkt, der sich, frei von Zwängen, selbst verwirklichen kann. Das wesentliche Credo dabei sollte lauten: Wer mehr leistet, sollte auch das Recht haben, sozial aufzusteigen. Das ganze Prinzip geht aber vor die sprichwörtlichen Hunde, wenn eine gute Bildung für jedermann nicht gewährleistet ist. Denn die Grundlagen für Aufstieg, für Fortschritt, für Eigenverantwortung und für Selbstverwirklichung liegen in der Bildung. Das muss uns als Liberalen klar sein – Jeder muss das Recht auf dieselbe Bildung haben, unabhängig von seiner sozialen, ethnischen oder religiösen Herkunft. Uns Liberalen sollte es daher ein Kernanliegen sein, zu gewährleisten, dass jeder von Grund auf zunächst einmal dieselben Chancen, sprich dieselben Bildungschancen hat. Ob er sie nutzt, ist seine eigene Sache.

Doch Bildungspolitik ist nicht gleich Bildungspolitik. Viel zu oft wird versucht, Bildungssysteme nach Ideologien und Gleichstellungswahn zu verändern. Die Leidtragenden sind dabei in erster Linie die Schüler. Gerade Bundesländer, in denen das Bildungssystem in letzter Zeit grundlegend reformiert wurde, verlieren in den PISA-Studien an Boden. Und die Schüler sind dabei die Opfer, denn die Reformierung von Schulsystemen gehen auf Kosten ihrer Zukunft. Wir brauchen kleine Schritte zum besseren Schulsystem, und keine großen Revolutionen. Aber diese kleinen Schritte müssen wir auch in Sachsen weiter machen. Gerade wir Schüler bekommen jetzt schon zu spüren, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, und wir wissen besser als so mancher Politiker, was die Probleme sind.

Der Lehrermangel hat uns jetzt schon fester im Griff als so mancher glauben mag. Da hilft auch kein purer Aktionismus, da muss man vernünftig von vorn anfangen zu denken: Der Lehrerberuf muss attraktiver werden, und die Frage, wie viele Lehrer zum Studium zugelassen werden, sollten sich nicht an aktuellen Zahlen messen, sondern an zukünftigen Zahlen. Wenn eine Lehrerausbildung fünf Jahre dauert, dann sind die Kinder, die der Lehrer nach seiner Ausbildung bekommt, doch schon vor dem Antritt des Studiums geboren!

Sachsen feiert sich im Moment, weil wir in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern Spitze sind. Das ist schön und gut – nur bringt es nichts, wenn wir bei den Fremdsprachen noch längst nicht dort sind. Denn kaum ein Beruf funktioniert heute noch ohne Beziehungen zu ausländischen Unternehmen. Der mangelnde Englischunterricht (vielleicht noch ein Erbe aus sozialistischen Tagen, in denen aus gegebenen Anlass Russisch im Mittelpunkt stand) muss dringend verbessert und ausgebaut werden!

Wenn ich als Liberaler sage, dass der Mensch möglichst viel Verantwortung für sich selbst übernehmen soll, dann sollte sich dies auch im Unterrichtswesen der Sekundarstufe zwei niederschlagen. Wir brauchen dringend eine freiere Wahl der Leistungskurse, angefangen damit, dass Englisch neben Deutsch und Mathe zu einem ersten Leistungskurs aufgewertet werden sollte, aufgehört damit, dass die wahnwitzige Abschaffung des Biologieleistungskurses endlich rückgängig gemacht werden muss! Selbiges gilt für die Grundkurswahl: Warum muss der sächsische Schüler zwingend einen Chemie- oder Biologiegrundkurs belegen, wenn er im selben Atemzug Geographie oder Gemeinschaftskunde abwählen kann? Warum darf er im Englischgrundkurs nur zwei Wochenstunden Englisch lernen, und warum gibt es praxisnahe Ersatzkurse wie Wirtschaftsenglisch oder Bio-Technologien nicht an jeder Schule?

Sachsen mag eines der besten Bildungssysteme haben. Doch die Schüler sehen weiterhin einige Mängel. Die Rechte der Schüler zu stärken, und gleichzeitig auch ein Sprachrohr für alle sächsischen Schüler zu sein, das sind unsere Kernanliegen als Liberale Schüler. Bei uns ist der „Liberale durch und durch“ genauso willkommen wie der politisch noch Unentschlossene, der schlichtweg die Meinung der sächsischen Schüler kundtun will.

Für die sächsischen Schüler: Verantwortung leben. Schule gestalten.

Christoph Martens ist Vorsitzender der Liberalen Schüler Sachsen

[Wir veröffentlichen an dieser Stelle regelmäßig Gastbeiträge und freuen uns über Einsendungen. Schicke uns Deine liberalen Ideen, und wir geben ihnen eine Plattform. Wir behalten uns die Veröffentlichung allerdings vor. Gastbeiträge  sind Meinungsäußerungen der Autoren und spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der Jungliberalen Aktion Dresden wider]